Wo sind die Kühe hin? Uruguays 350 Millionen Dollar verschwundenes Schauspiel
Published 25 days ago in News

Wo sind die Kühe hin? Uruguays 350 Millionen Dollar verschwundenes Schauspiel

Tausende von Investoren in Uruguay haben in ein Rinderprogramm investiert—nur um zu entdecken, dass ihre Kühe möglicherweise nie existiert haben.

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Martina Osmak
Director of Marketing

Sandra Palleiro reiste 600 Kilometer von Montevideo zu den abgelegenen Feldern von Artigas, Uruguay, in der Hoffnung, ihre Kühe zu finden.

Sie hatte ihre gesamten Ersparnisse – über 50.000 Dollar – in ein System investiert, das es Menschen ermöglichte, „echte“ Rinder zu „besitzen“. Die Idee war einfach: Kühe kaufen, ein Unternehmen sie aufziehen und verkaufen lassen und stetige Renditen einstecken. Es fühlte sich solide an. Greifbar. Sogar durch das hochgelobte Online-Rinderregister Uruguays nachvollziehbar.

Doch als sie ankam, die Kamera in der Hand, bereit, die ID-Labels mit ihrer ausgedruckten Liste abzugleichen, traf sie die Realität: Keine der Kühe stimmte überein. Einige hatten nicht einmal Labels. Andere liefen weg, bevor sie nah genug herankommen konnte.

„Es fühlt sich an, als würde man in einen Albtraum fallen“, sagte sie.


Ein System, das auf Vertrauen – und Papierkühen – basiert

Uruguay hat mehr Kühe als Menschen. Sein Rinderverfolgungssystem galt als erstklassig. Jedes Tier sollte ein vom Staat ausgestelltes Tag haben, und Investoren konnten Aufzeichnungen einsehen, die zeigten, wo sich ihre Kühe befanden und welcher Rasse sie angehörten.

Doch dieses System stellte sich als fragiler heraus, als es irgendjemand realisierte.

Conexión Ganadera, eines der größten Unternehmen, das diese Systeme betreibt, gab an, über 800.000 Rinder zu verwalten. Eine gerichtlich angeordnete Inventur ergab, dass möglicherweise nur 70.000 tatsächlich existierten.

Niemand weiß genau, wo die restlichen Kühe geblieben sind – oder ob sie jemals dort waren.


Ein Crash, ein Skandal und ein Selbstmord

Der erste öffentliche Riss erschien Ende 2024, als die Zahlungen an die Investoren verspätet eintrafen.

Dann starb einer der Mitbesitzer von Conexión Ganadera bei einem Hochgeschwindigkeitsunfall mit einem Tesla. Wochen später gab das Unternehmen zu, dass es um fast 250 Millionen Dollar im Rückstand war. Zwei andere Firmen – Grupo Larrarte und República Ganadera – standen ebenfalls unter Beobachtung.

Plötzlich sah es so aus, als wäre der Rinderanleiheboom Uruguays eher eine Pyramide aus Phantomvieh.


Die Folgen

Jetzt sind tausende von Investoren – von Landwirten über Rentner bis hin zu Priestern – verzweifelt bemüht, ihre Ersparnisse zurückzuholen. Strafrechtliche Ermittlungen sind im Gange. Ein Geschäftsführer sitzt bereits im Gefängnis. Andere sehen sich Betrugs- und Unterschlagungsanklagen gegenüber.

Doch für Opfer wie Palleiro ist das, was am meisten schmerzt, wie einfach alles zusammenbrach.

„Wir haben all unsere Ersparnisse investiert, die uns viel Mühe gekostet haben“, sagte sie. „Jetzt wollen wir Gerechtigkeit.“


Größere Fragen

Das Register hat nicht von selbst versagt – es wurde mit falschen Daten gefüttert. Und niemand hat nachgesehen. Das argumentieren die Anwälte: Das System basierte zu stark auf Vertrauen, und die Unternehmen haben das ausgenutzt.

In ganz Lateinamerika stehen ähnliche investitionsbasierte Rinderanlagemodelle jetzt unter neuer Prüfung. Wenn es in Uruguay – dem Goldstandard der Region – passieren konnte, könnte es überall geschehen?


Am Ende bleibt die Frage schmerzlich einfach:
Wo sind die Kühe geblieben?

Und noch wichtiger – gab es jemals eine Herde?

Quelle: https://www.reuters.com/world/americas/phantom-cows-missing-millions-spark-financial-scandal-uruguay-2025-05-17/