
Regencheck: Europas stille Landwirtschaftskrise
Bauern in ganz Europa sehen sich zunehmender Angst gegenüber, da der trockenste Frühling seit einem Jahrhundert die Ernten bedroht – und kein Regen in Sicht ist.

Eine Jahrhundert-Dürre
Nord- und Westeuropa stehen vor ihrem trockensten Frühling seit 100 Jahren. Regionen, die für Regen bekannt sind—wie die Niederlande, Deutschland und das Vereinigte Königreich—sind nun ausgedörrt, ohne dass Besserung in Sicht ist. Der Mangel an Niederschlägen verwandelt landwirtschaftliche Flächen in Staubwüsten, genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Pflanzen ihre verletzlichste Wachstumsphase erreichen.
Vor Ort: Stress und Kampf
In den Niederlanden erinnert sich der Landwirt Hendrik Jan ten Cate gut an die Dürre von 2018—sie hat seine Zwiebelernte vernichtet und ihn verletzt, nachdem er sich beim Pumpen von Wasser überarbeitet hatte. Heute lebt er den Albtraum erneut. „Wir brauchen jetzt wöchentlich Regen,“ warnt er.
Der Deutsche Sven Borchert, der 1.700 Hektar in Sachsen-Anhalt bewirtschaftet, berichtet, dass er nur die Hälfte des normalen Niederschlags erhalten hat. Auch wenn sein Land die Feuchtigkeit gut hält, weiß er, dass viele andere vielleicht nicht bis zum Ende des Monats durchhalten werden.
Das größere Bild: Klima und Kosten
Das ist nicht nur schlechtes Wetter—es ist Teil eines größeren Musters. Klimatische Extreme nehmen zu, wobei Dürre für über die Hälfte der landwirtschaftlichen Verluste in der EU verantwortlich ist. Ein aktueller Bericht schätzt jährliche Verluste von 28 Milliarden Euro aufgrund von Wetter, doch die meisten Landwirte sind unzureichend versichert.
Anpassung in trockenen Zeiten
Die Landwirte versuchen, sich anzupassen. Techniken wie Tropfbewässerung, dürreresistente Pflanzen und Regenwassernutzung gewinnen an Bedeutung. Dennoch erfordern diese Maßnahmen Investitionen—und Zeit. Und Zeit ist nicht auf ihrer Seite.
Warten auf den Regen
Im Moment beobachten die Landwirte den Himmel. Fast ein Drittel Europas steht bereits unter Dürrealarm, und in einigen Regionen wurden kritische Werte erreicht. Wenn der Regen nicht bald kommt, könnten die Verluste 30 % oder mehr betragen.
Im fruchtbaren Herzen Europas hängt die Hoffnung nun an einer Wolke. Und diese Wolke könnte ausbleiben.
Was kommt als Nächstes?
Während die Pflanzen welken, steht eine weitere Sorge im Raum: Was passiert mit dem Vieh? Da das Gras in einigen Regionen kaum wächst, ziehen sich die Tierfuttervorräte schnell zusammen. Wie lange können die Landwirte ihre Herden erhalten? Werden steigende Kosten zu einer Reduzierung der Viehbestände führen?
Und weiter unten in der Kette—wie wird sich das auf den europäischen Fleischmarkt auswirken? Könnten wir Engpässe erleben? Preisspitzen? Oder dauerhafte Veränderungen in der Art und Weise, wie Europa Fleisch produziert und konsumiert?
In einer Saison, die von Stille am Himmel geprägt ist, sind dies die Fragen, die über den Kontinent hallen.