
Nordmazedoniens Fleischkrise: Importe steigen, während das Viehbestand sinkt
Ein starker Rückgang des heimischen Viehbestands hat Nordmazedonien dazu gezwungen, stark auf importiertes Fleisch angewiesen zu sein.

Nordmazedonien, einst bekannt für seine traditionelle Viehzucht und reiche landwirtschaftliche Produktion, sieht sich nun einer stillen, aber ernsthaften Lebensmittelkrise gegenüber. Die Fleischregale des Landes sind mit Importen gefüllt — nicht aus Wahl, sondern aus Notwendigkeit.
In den letzten Jahren ist die heimische Viehpopulation dramatisch gesunken. Einst geschätzte Produkte wie heimisches Lamm werden rar, und die Bürger konsumieren zunehmend Rind- und Hühnerfleisch aus weit entfernten Ländern wie Brasilien und Thailand. Dieser Wandel hat Skepsis hinsichtlich der Fleischqualität und Lebensmittelsicherheit geweckt, insbesondere unter gesundheitsbewussten Verbrauchern.
Was treibt also diesen dramatischen Rückgang an?
Experten verweisen auf eine Kombination struktureller Probleme. Die ländliche Bevölkerung schrumpft, da junge Menschen die Dörfer für die Städte verlassen — oder das Land ganz verlassen. Ohne eine neue Generation von Landwirten, die Herden und Schafherden betreuen, befindet sich die Viehzahl im freien Fall. „Wir können nicht einmal genug Schweinefleisch für die industrielle Nutzung produzieren“, sagt Professorin Aleksandra Silloska Nikolloska von der Fakultät für Landwirtschaft in Skopje. „Wir haben nicht die Rohstoffe für verarbeitetes Fleisch.“
Und Fleisch ist nicht das einzige Anliegen. Heute importiert Nordmazedonien mehr als 70% seiner Lebensmittel — einschließlich Milch, Mehl, Tomaten, Gurken und anderen Grundnahrungsmitteln — aus Nachbarländern wie Serbien, Albanien, Griechenland und der Türkei. Gleichzeitig liegen große Flächen fruchtbaren Landes ungenutzt und unbewirtschaftet brach.
Die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten setzt das Land globalen Preisschocks, Unterbrechungen der Lieferketten und Fragen zur Ernährungssouveränität aus. COVID-19 diente als Weckruf und verdeutlichte, wie fragil das aktuelle System ist.
Gibt es einen Ausweg?
Einige Experten sind vorsichtig optimistisch. Biljana Ristaqoska Shirgovska, eine weitere Professorin von der Fakultät für Agrar- und Lebensmittelwissenschaften, bemerkt ein wachsendes Interesse junger Menschen, in die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zurückzukehren. Doch bloßes Interesse reicht nicht aus — eine angemessene nationale Strategie ist dringend erforderlich. Diese würde Unterstützung für junge Landwirte, Investitionen in die ländliche Infrastruktur und Anreize für die lokale Fleisch- und Lebensmittelproduktion umfassen.
Ohne schnelles Handeln riskiert Nordmazedonien nicht nur seine landwirtschaftliche Selbstversorgung — sondern auch einen vitalen Teil seiner kulturellen Identität.
Quelle: https://kosovapress.com/en/North-Macedonia-dependent-on-meat-imports