Handelsabkommen und Spannungen: Schottische Landwirte schlagen Alarm
Published 11 days ago in News

Handelsabkommen und Spannungen: Schottische Landwirte schlagen Alarm

Schottische Landwirte schlagen Alarm über den zunehmenden Zustrom von importiertem Fleisch im Rahmen von Handelsabkommen des Vereinigten Königreichs und warnen vor Marktinstabilität, wenn die heimische Produktion nicht angemessen unterstützt wird.

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Martina Osmak
Director of Marketing

Importe steigen, Vertrauen schwindet

Schottische Viehzüchter werden zunehmend unruhig über eine Welle von importiertem Fleisch, die aufgrund von Handelsabkommen nach dem Brexit auf den britischen Markt strömt. Während internationale Vereinbarungen mit Ländern wie Australien, Neuseeland und Brasilien dazu gedacht sind, die Türen für Exportwachstum zu öffnen, befürchten schottische Landwirte, dass sie stattdessen eine Hintertür für billigere, minderwertige Importe öffnen könnten, die die heimische Industrie destabilisieren.

Quality Meat Scotland (QMS) hat Besorgnis über das "Schleichen" von Importen geäußert. Da die eigenen Rinderbestände in Schottland zurückgehen, schwebt das Risiko, auf heimischem Boden übertroffen zu werden, in der Luft.

Ein Willkommen für Exporte—aber mit Vorsicht

Sarah Millar, Geschäftsführerin von QMS, sagt, die Branche sei nicht handelsfeindlich. Tatsächlich sieht sie enorme Chancen—insbesondere in den USA, wo ein Rindfleischmangel aufgrund von Dürre eine Nachfrage nach schottischem Fleisch schaffen könnte.

Allerdings gibt es einen Haken: Schottland braucht mehr Rinder. QMS-Modelle deuten darauf hin, dass bis 2030 zusätzlich 79.000 Kühe benötigt werden, um Importe durch heimisches Rindfleisch zu ersetzen. Das ist eine große Herausforderung, insbesondere da die Herden in den letzten Jahren geschrumpft sind.

„Wir begrüßen den bilateralen Handel, aber er muss fair und gerecht sein,“ betont Millar.

Freihandelsboom: Wer gewinnt wirklich?

Australien war das erste Land, das nach dem Brexit einen Vertrag unterzeichnete, gefolgt von Vereinbarungen mit rund 70 Ländern. Kritiker sagen, die britischen Verhandler hätten zu viel, zu schnell aufgegeben. Landwirte befürchten, dass diese Vereinbarungen das Volumen über Werte priorisieren—insbesondere die hohen Produktions- und Tierschutzstandards, die von schottischen Betrieben eingehalten werden.

Und obwohl diese Abkommen Türen im Ausland öffnen können, stellt die innländische Konkurrenz durch billige Importe eine echte Bedrohung für Rentabilität und Nachhaltigkeit dar.

Hoffnung aus den Highlands: Whisky und Gerste im Aufschwung

Es ist nicht alles düster. Das kürzliche Handelsabkommen mit Indien hat die Zölle auf Scotch Whisky gesenkt, was die Exporte um 1 Milliarde Pfund über fünf Jahre steigern und 1.200 Arbeitsplätze schaffen könnte. Das ist ein großer Gewinn sowohl für die Whiskyindustrie als auch für die Gerstenbauern, die sie beliefern.

Landwirt Neil White, der in der Nähe von Duns ansässig ist, sagt, er sei bereit, die Produktion zu steigern, wenn die Nachfrage—und das Premium—vorhanden sind.

„Wenn der Markt stimmt, können wir mehr anbauen. Gerste ist lokal, günstig anzubauen und mit einem prestigeträchtigen Produkt verbunden,“ erklärt er.

EU-Markt: Immer noch der König der Hügel

Während neue Handelsabkommen die Schlagzeilen dominieren, bleibt Europa Schottlands wichtigster Exportmarkt. Die Landwirte wünschen sich eine reibungslosere Beziehung zur EU, um Verluste in wichtigen Sektoren wie Seed-Potatoes wieder wettzumachen, die seit dem Brexit einen Verlust von 75 Millionen Pfund erlitten haben.

Der UK-EU-Handelsreset könnte bürokratische Hindernisse an der Grenze abbauen, aber NFU Scotland warnt davor, sich an EU-Regeln anzupassen, ohne ein Mitspracherecht bei deren Gestaltung zu haben.

Gleiches Spielfeld oder rutschige Bahn?

Landwirte betonen eine goldene Regel: Importe müssen die gleichen Standards wie britische Produkte erfüllen. Dazu gehört, standhaft gegen hormonbehandeltes Rindfleisch aus den USA zu bleiben. Alles andere würde die Werte und die Sicherheit des schottischen Premium-Fleischsektors untergraben.

Wie Jonnie Hall von NFU Scotland es formuliert:

„Wir schauen ein bisschen in die Kristallkugel. Wir brauchen Klarheit und Engagement für fairen, standardsbasierten Handel.“

Abschließende Gedanken: Gelegenheit oder Übergriff?

Die Geschichte der schottischen Landwirtschaft ist derzeit eine von Potenzial—mit Gefahren an der Seite. Die Zukunft könnte boomende Exporte und wiederbelebte ländliche Wirtschaften bringen oder sie könnte lokale Produzenten untergraben und überholen.

Dieses Gleichgewicht richtig zu finden, wird nicht nur die Landwirte betreffen—es wird die Zukunft der schottischen Lebensmittelidentität auf der Weltbühne prägen.

Quelle: https://www.bbc.com/news/articles/cq6m4l74z77o