EU lockert den Schutz von Wölfen, um das Vieh zu verteidigen
Published about 1 month ago in News

EU lockert den Schutz von Wölfen, um das Vieh zu verteidigen

Die EU hat offiziell die Gesetze zum Schutz von Wölfen gelockert, was den Ländern mehr Flexibilität bei der Verwaltung wachsender Wolfspopulationen und der Reduzierung von Viehattacken ermöglicht.

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Martina Osmak
Director of Marketing

Wenn Sie in der Fleischindustrie tätig sind oder eng mit Viehhaltung arbeiten, haben Sie wahrscheinlich von den Problemen gehört, die Wölfe für Landwirte in ganz Europa verursachen. Nun hat die EU einen großen Schritt gemacht, der die Situation verändern könnte: Ab dem 7. März 2025 werden Wölfe nicht mehr als „streng geschützt“ nach europäischem Recht betrachtet. Stattdessen gelten sie nun einfach als „geschützt“, was den Ländern mehr Freiheit bei der Verwaltung der Wolfspopulationen gibt – insbesondere wenn es zu Konflikten mit der Landwirtschaft kommt.

Was hat sich geändert?

Bis jetzt waren Wölfe in Europa unter sowohl der Bern-Konvention als auch der EU-Habitatrichtlinie streng geschützt. Das bedeutete, dass die Jagd oder das Entfernen von Wölfen im Grunde tabu war, es sei denn, sie stellten eine direkte und ernsthafte Bedrohung dar.

Doch mit der Zunahme der Wolfzahlen – im Jahr 2023 gab es über 20.000 Wölfe in der EU – sind auch die Konflikte gestiegen. Angriffe auf Nutztiere haben zugenommen. Tatsächlich wird geschätzt, dass Wölfe in der EU jedes Jahr über 65.000 Nutztiere töten.

Nun, mit ihrem Status, der auf geschützt herabgestuft wurde, können Wölfe weiterhin gejagt werden – jedoch unter strengeren Regeln als nicht geschützte Tiere. Jedes Land muss die Jagd sorgfältig regulieren und sicherstellen, dass die Wolfspopulationen nicht gefährdet werden.

Warum die Änderung?

Diese Veränderung kam nicht aus dem Nichts. Hier sind die Hintergründe:

  • Die Wolfspopulationen boomen in ganz Europa aufgrund von Jahrzehnten des Schutzes und besseren Lebensraumbedingungen.

  • Mit mehr Wölfen kommt mehr Raub auf Nutztiere – insbesondere in ländlichen Gebieten, wo Weidehaltung weit verbreitet ist.

  • Landwirte fordern seit Jahren Maßnahmen und sagen, dass Entschädigungs- und Präventionsprogramme nicht mit der Realität Schritt gehalten haben.

Selbst Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, unterstützte die Änderung, insbesondere nachdem ihr eigenes Pony 2022 von einem Wolf getötet wurde. Sie betonte die Notwendigkeit, sowohl die Biodiversität als auch die Lebensgrundlagen der ländlichen Bevölkerung zu schützen.

Was bedeutet das für die Fleisch- & Viehwirtschaft?

Diese Änderung ist ein deutliches Signal dafür, dass die EU beginnt, ländlichen Stimmen zuzuhören. Für Fachleute der Fleischbranche und Viehproduzenten ist dies zu erwarten:

  • Einfachere Wolfverwaltung: Länder können jetzt gezielte Abbrüche oder Jagden genehmigen, um Wolfsangriffe in Risikogebieten zu verhindern.

  • Mehr lokale Flexibilität: Während die EU weiterhin erwartet, dass der Naturschutz Priorität hat, kann jeder Mitgliedstaat entscheiden, wie streng Wölfe geschützt werden.

  • Fortgesetzte Finanzierung: Präventive Maßnahmen wie Herdenschutzhunde, Zäune und Hirtenunterstützung sind weiterhin förderfähig im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP).

  • Entschädigung bleibt: Nationale Hilfen für durch Wolfsangriffe verlorenes Vieh werden weiterhin verfügbar sein – in vielen Fällen bis zu 100%.

Der Haken: Balance bleibt erforderlich

Der Wolf ist keine offene Saison. Die Länder sind weiterhin verpflichtet, die Wolfspopulationen zu überwachen, alle sechs Jahre Daten zu melden und sicherzustellen, dass die Wölfe einen „günstigen Erhaltungszustand“ aufrechterhalten. Erwarten Sie also keinen drastischen Rückgang der Wolfzahlen über Nacht.

Und einige Naturschutzgruppen wehren sich entschieden. Sie argumentieren, dass dieser Schritt gefährlich für die Biodiversität ist und einen schlechten Präzedenzfall für andere geschützte Arten schafft. Die Debatte ist also längst nicht vorbei.

Fazit

Für Landwirte und Fleischproduzenten ist dieser neue Rechtsrahmen ein willkommener Schritt in Richtung praktischerer, vor Ort umsetzbarer Lösungen. Aber es bedeutet auch, engagiert zu bleiben – sowohl um das Vieh zu schützen als auch um verantwortungsvolle lokale Wolfmanagementpläne mitzugestalten.

Quellen: