
Deutschlands Fleischindustrie: Eine fragile Erholung angesichts neuer Herausforderungen
Unsere umfassende Analyse der Fleischindustrie in Deutschland bietet einen tiefen Einblick in ihren vergangenen Rückgang, die aktuelle Erholung und zukünftige Herausforderungen. Sie bietet Erkenntnisse über regulatorische Veränderungen, wirtschaftlichen Druck, Verbrauchertendenzen und Branchenprognosen.

Die Fleischindustrie in Deutschland, die lange im Rückgang begriffen war, verzeichnete 2024 einen kleinen, aber bemerkenswerten Anstieg der Produktion. Doch während sich der Optimismus zu entwickeln schien, war ein Ausbruch von Maul- und Klauenseuche zu Beginn des Jahres 2024f eine Schatten über diesen Fortschritt, was erneute Bedenken hinsichtlich der Zukunft des Sektors aufwarf. Dieser Artikel untersucht den Verlauf der deutschen Fleischindustrie, die Faktoren hinter dem jüngsten Produktionsanstieg und die erneuten Bedrohungen, die den Fortschritt stören könnten.
Der lange Rückgang: 2016-2023
Sieben Jahre in Folge sank die Fleischproduktion in Deutschland und erreichte 2023 nur noch 6,8 Millionen Tonnen, ein dramatischer Rückgang gegenüber den 8,4 Millionen Tonnen, die 2016 produziert wurden. Dieser Rückgang wurde durch mehrere Faktoren verursacht, über die wir bereits gesprochen haben:
Regulatorischer Druck: Deutschland führte strengere Tierschutzgesetze ein, die die Kosten für Landwirte und Verarbeiter erhöhten.
Wirtschaftliche Schwierigkeiten: Steigende Futter-, Arbeits- und Energiekosten drückten die Gewinnmargen der Fleischproduzenten.
Auswirkungen von Krankheiten: Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASF) verwüstete die Schweineproduktion und schränkte die Exporte in wichtige Märkte wie China ein.
Veränderte Verbraucherpräferenzen: Immer mehr Deutsche entscheiden sich für pflanzenbasierte Ernährungsweisen oder reduzieren ihren Fleischkonsum aus Gesundheits- und Umweltgründen.
Ein bescheidener Aufschwung im Jahr 2024
Trotz dieser Herausforderungen stieg die Fleischproduktion in Deutschland um 1,4% im Jahr 2024 und markierte damit den ersten Anstieg seit 2016. Auch wenn dies immer noch weit unter dem historischen Niveau liegt, wurde dieses Wachstum größtenteils durch einen Anstieg der Produktion von Schweine- und Geflügelfleisch vorangetrieben:
Schweineproduktion: Um 1,9% auf 4,3 Millionen Tonnen gestiegen.
Rindfleischproduktion: Erhöht um 1,2% auf 1 Million Tonnen.
Geflügelproduktion: Verzeichnete einen kleineren Anstieg auf 1,6 Millionen Tonnen.
Die Gesamtzahl der in Deutschland geschlachteten Tiere erreichte 48,7 Millionen, wobei die Schweineschlachtung um 1,2% zunahm. Doch ein entscheidender Wandel fand in den Importdynamiken statt – während die inländisch gezüchteten Schweine zunahmen, sank die geschlachtete Zahl importierter Schweine um 9,2%.
Maul- und Klauenseuche: Eine erneute Bedrohung
Gerade als die Branche Anzeichen einer Erholung zeigte, brachte ein Ausbruch von Maul- und Klauenseuche (MKS) zu Beginn des Jahres 2025 einen weiteren Schlag. Dieses hoch ansteckende Virus betrifft Klauentiere wie Rinder, Schweine und Schafe und stellt ein erhebliches Risiko für die Fleischproduktion dar.
Exportbeschränkungen: Einige Länder könnten Importverbote für deutsche Fleischprodukte verhängen, ähnlich wie es bei der ASF der Fall war.
Unterbrechungen der Lieferketten: Der Ausbruch könnte zu Tötungsmaßnahmen führen, die die Produktionskapazität und die Preise beeinträchtigen.
Verbraucherängste: Gesundheitsbedenken könnten immer mehr Verbraucher vom Fleischkonsum abhalten, was den Rückgang der Nachfrage weiter beschleunigen könnte.
Branchentrends und zentrale Herausforderungen
Regulatorische und politische Landschaft
Deutschland steht an vorderster Front bei der Umsetzung strengerer Vorschriften für Tierschutz und Umweltverträglichkeit. Die Landwirte stehen unter zunehmendem Druck, ihre Betriebe zu modernisieren, um den neuen Standards zu entsprechen, was zu steigenden Betriebskosten führt.
Steigende Kosten und Rentabilitätsprobleme
Die Futterpreise sind aufgrund geopolitischer Instabilität und des Klimawandels, der die Getreideproduktion beeinflusst, in die Höhe geschnellt.
Die Energiekosten bleiben hoch, was die Margen weiter unter Druck setzt.
Supermärkte und Discounter setzen die Fleischlieferanten weiterhin unter Druck, niedrigere Preise zu verlangen, was die finanzielle Belastung der Produzenten verschärft.
Änderungen im Verbraucherverhalten
Rückgang des Fleischkonsums: Der Pro-Kopf-Fleischkonsum ist in Deutschland stetig gefallen, wobei die Verbraucher pflanzenbasierte Alternativen und flexitarische Ernährungsweisen bevorzugen.

(Datenquelle: BMEL)
Anstieg der Fleischalternativen: Die pflanzenbasierte Ernährungsweise wächst und zeigt erhebliche Veränderungen in den Ernährungsgewohnheiten.
Nachfrage nach hochwertigem Fleisch: Während der gesamte Fleischkonsum sinkt, steigt die Nachfrage nach biologischem und tierschutzgerechtem Fleisch.
Herausforderungen auf dem Exportmarkt
Deutschlands Unfähigkeit, Schweinefleisch in wichtige asiatische Märkte, insbesondere nach China, aufgrund der ASF zu exportieren, war ein großes Rückschlag. Jetzt mit der Maul- und Klauenseuche nehmen die Exportverbote zu. In der Vergangenheit halfen Exporte, die Rückgänge des Inlandsverbrauchs auszugleichen. Ohne Zugang zu diesen Märkten belasten überschüssige Schweinefleischbestände die Preise und die Rentabilität.
Branchens consolidation
Die Zahl der Schweinebauern ist von 17.000 im Jahr 2022 auf 15.700 im Jahr 2023 gesunken, was den raschen Rückgang kleinerer Produzenten zeigt, die in einem zunehmend konsolidierten Markt nicht konkurrieren können.
Prognose und Zukunftsausblick
Trotz des leichten Anstiegs der Produktion deuten langfristige Prognosen auf weitere Herausforderungen für die deutsche Fleischindustrie hin:
Das Marktvolumen für Fleisch wird voraussichtlich um 1,73% bis 2028 zurückgehen, nachdem es jahrelang stagniert hat.
Die Nachfrage nach Fleisch in Deutschland wird voraussichtlich um 1,72% bis 2028 im Vergleich zu 2023 sinken.
Die Fleischproduktion in Deutschland wird voraussichtlich eine geringe Wachstumsrate von 0,65% aufweisen, und die Prognosen sehen einen stetigen, aber minimalen Anstieg vor.
Die Rindfleischproduktion wird voraussichtlich um 3,41% bis 2028 zurückgehen und ihren Abwärtstrend fortsetzen.
Die Schweineschlachtung wird voraussichtlich weiterhin sinken, mit einer prognostizierten 5-Jahres-CAGR von -3,54%. Das bedeutet: 36,26 Millionen Tiere bis 2028. Der Höchststand lag 2016 bei 59,39 Millionen Tieren. Seitdem sinkt die Zahl auf 45,27 Millionen Tiere bis 2023.

(Datenquelle - ReportLinker)
Die verarbeitende Fleischindustrie wird voraussichtlich ein begrenztes Wachstum sehen, mit einer geschätzten 0% CAGR von 2024 bis 2028.
Halal- und Spezialfleischsegmente könnten moderates Wachstum verzeichnen, da die Investitionen in diversifizierte Fleischprodukte zunehmen.
Technologische Fortschritte, neue staatliche Richtlinien und Veränderungen im Verbraucherverhalten werden eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des Verlaufs der Branche spielen. Strengere Anforderungen an die Nachhaltigkeit und mögliche neue Steuern auf Fleisch könnten ebenfalls dazu führen, dass immer mehr Verbraucher auf Alternativen umsteigen.
Was steht bevor?
Die Fleischindustrie in Deutschland steht an einem Wendepunkt. Während der leichte Anstieg der Produktion einen Hoffnungsschimmer bietet, bleiben die bevorstehenden Herausforderungen erheblich. Strengere Vorschriften, wirtschaftlicher Druck, sich ändernde Verbraucherpräferenzen und Krankheitsausbrüche stellen allesamt erhebliche Risiken für eine nachhaltige Erholung dar.
Die Branche muss sich anpassen, indem sie in nachhaltigere und tierschutzgerechte landwirtschaftliche Praktiken investiert, Exportmärkte diversifiziert und Wege findet, wettbewerbsfähig in einer sich verändernden Lebensmittellandschaft zu bleiben. Andernfalls riskiert Deutschland nicht nur weitere Produktionsrückgänge, sondern auch, in den kommenden Jahren ein Nettoimporteur von Fleisch zu werden.
Fazit
Der Anstieg der deutschen Fleischproduktion im Jahr 2024 ist eine bemerkenswerte Entwicklung, signalisiert jedoch noch keine vollständige Erholung. Angesichts der Bedrohung durch Maul- und Klauenseuche für das Vieh, anhaltender finanzieller Belastungen und sich ändernder Verbrauchergewohnheiten bleibt der Weg nach vorne unsicher. Die kommenden Jahre werden darüber entscheiden, ob die deutsche Fleischindustrie sich anpassen und überleben kann – oder ob der Rückgang trotz vorübergehender Gewinne weitergehen wird.
Quellen:
https://meatborsa.com/en/blog/germanys-meat-crisis-whats-behind-the-decline/
https://www.ibisworld.com/germany/industry/meat-processing/711/
https://www.reportlinker.com/clp/country/1568/726365/datasets
https://www.reportlinker.com/dataset/adef68e1989c8f84c1aa17a12c4a523ddf42af6e
https://www.reportlinker.com/dataset/f3eea0bdb2324dddfc0e0fc2f6a323875ba8ea00
https://www.reportlinker.com/dataset/88eff495c091400810e9dfd1df43b58b2a5306be
https://www.reportlinker.com/dataset/508d7e6ce3cd4363c9ae5e164f9a0d89f96b776d
https://www.reportlinker.com/dataset/b109ccd66751c1add7f864876b751b799033128e
https://www.reportlinker.com/dataset/d318ee2034a6f9090358b1e6337d872a57563489
https://meatborsa.com/en/blog/germany-s-meat-production-rises-for-the-first-time-since-2016
https://www.thepigsite.com/news/2025/02/germany-further-relaxes-foot-and-mouth-restrictions
https://meatborsa.com/en/blog/uk-bans-german-meat-and-dairy-imports-amid-foot-and-mouth-outbreak