Rennen um Vions deutsche Standorte öffnet sich erneut: Tönnies ebnet den Weg für die Übernahme durch Westfleisch
Published about 8 hours ago in News

Rennen um Vions deutsche Standorte öffnet sich erneut: Tönnies ebnet den Weg für die Übernahme durch Westfleisch

Regulatorische Blockade endet in Bayern: Marktführer tritt zurück, um dem Genossenrivalen Westfleisch zu ermöglichen, kritische Schlachtinfrastruktur zu sichern.

Profile picture of Bo Pedersen
Bo Pedersen
Chief Revenue Officer

Das regulatorische Patt, das den Verkauf von Vions süddeutschen Schlachthöfen lähmte, ist offiziell beendet. In einem entscheidenden Schritt hat der Marktführer Tönnies (Premium Food Group) zugestimmt, seinen Kaufvertrag aufzulösen, was den Weg für den Rivalen Westfleisch frei macht, die kritische Infrastruktur zu übernehmen.

Der Durchbruch in Bayern

Die monatelange Blockade über Vions Standorte in Buchloe, Crailsheim und Waldkraiburg endete nicht in einem Gerichtssaal, sondern auf einer Bühne in Herrsching. Beim "Herbstdialog" des Bayerischen Bauernverbands stellte Clemens Tönnies, geschäftsführender Gesellschafter des größten Fleischverarbeiters Deutschlands, ein öffentliches Ultimatum, das die Marktlandschaft neu gestaltete.

Direkt gegenüber Westfleisch-CEO Wilhelm Uffelmann bot Tönnies an, seinen blockierten Kaufvertrag sofort zu kündigen – unter der einzigen Bedingung, dass Westfleisch sich verpflichtet, die Standorte zu übernehmen, um die regionale Verarbeitungskapazität zu sichern.

"Wenn Sie hier versprechen, dass Sie die drei Fabriken übernehmen, werden wir den Vertrag mit Vion sofort kündigen", erklärte Tönnies. Uffelmanns Antwort war zustimmend und signalisiert die Bereitschaft der Genossenschaft, dort einzuspringen, wo der private Riese blockiert war.

Vion bestätigt: Der Weg ist frei

Seit Montagmorgen hat Vion offiziell die strategische Wende bestätigt. Die niederländische Gruppe erklärte, dass sie in den letzten Tagen konstruktive Gespräche mit Tönnies geführt habe, um "den Weg frei zu machen" für andere interessierte Parteien.

"Wir werden alle ernsthaften Vorschläge sorgfältig prüfen, um die beste langfristige Lösung zu finden," bestätigte ein Vion-Sprecher und erkannte damit effektiv an, dass der Tönnies-Deal gescheitert ist und die Tür für Westfleisch offen steht.

Warum das ein "Game Changer" ist

1. Regulatorisches grünes Licht:

Das deutsche Bundeskartellamt blockierte Tönnies im Juni aufgrund von Befürchtungen über eine Marktbeherrschung in Süddeutschland. Westfleisch, als Genossenschaft mit einer kleineren Präsenz im Süden, wird voraussichtlich nicht mit denselben wettbewerbsrechtlichen Hürden konfrontiert sein. Dieser Tausch beseitigt effektiv das rechtliche Hindernis, das die Schließung der Werke bedrohte.

2. Genossenschaftliche Macht:

Wenn Westfleisch den Deal abschließt, würde dies einen bedeutenden Wandel in den Machtverhältnissen der deutschen Fleischindustrie darstellen. Es wäre ein seltener Fall, dass ein genossenschaftliches System seine Reichweite in eine Region ausdehnt, die von privatem Kapital dominiert wird, und den Landwirten möglicherweise ein anderes Preis- und Eigentumsmodell bietet.

3. Regionale Entlastung:

Für Landwirte in Bayern und Baden-Württemberg ist dies das "bestmögliche Szenario." Die Angst vor Standortschließungen – die längere Transportzeiten und höhere Kosten zur Folge gehabt hätten – hat sich weitgehend zerstreut. Die Infrastruktur bleibt intakt, nur unter einem anderen Banner.

Was passiert als Nächstes?

Der "Handschlag-Deal" auf der Bühne muss nun in einen rechtlichen Vertrag umgewandelt werden. Westfleisch befindet sich in der Due-Diligence-Phase. Marktexperten erwarten einen zügigen Prozess, da Vion bestrebt ist, seinen Ausstieg aus dem deutschen Rindfleischsektor abzuschließen, und Westfleisch unter Druck steht, sein öffentliches Versprechen an die Landwirtschaftsgemeinschaft einzuhalten.

Bis die Unterschrift trocken ist, betreibt Vion weiterhin die Standorte, aber die Branche geht nun davon aus, dass Westfleisch bis Anfang 2026 der neue Eigentümer der "Großen Drei" süddeutschen Standorte sein wird.

Quellen: